Dr. Dinic in der Abendzeitung zu Sport während der Pandemie

Auf der Medizinseite vom 4. Mai erklärt Internist und Kardiologe Dr. Milan Dinic, dass er moderates Training in Zeiten von Corona für wichtig hält, um das Immunsystem zu verbessern und die Gefäße zu schützen. Bei Krankheitssymptomen sollte man jedoch umgehend auf Sport jeglicher Art verzichten. Betroffene sollten sich gründlich auskurieren. Wer nach einer Covid-19-Erkrankung wieder sportlich aktiv sein möchte, dem rät Dr. Dinic in der Abendzeitung, sich in jedem Fall umfassend internistisch und kardiologisch untersuchen zu lassen. „Dann muss individuell entschieden werden, was möglich ist und was nicht“, betont der Mediziner. Erste Untersuchungen in einigen Ländern haben gezeigt, dass Ausdauersportler damit rechnen müssen, über längere Zeit in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt zu sein. Insgesamt ist die Datenlage aber weltweit noch sehr gering, gibt Dr. Dinic zu bedenken.

Hintergrund

Wie wirkt Sport auf das Immunsystem? Was sollte ich bei Sport in Zeiten von Corona beachten? Was hat Covid-19 mit einer Entzündung der Gefäße zu tun und warum kann es zu Herz-Rhythmusstörungen, einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) und anderen Erkrankungen kommen? Dies und mehr erklärt Dr. Dinic im Folgenden, ergänzend zu dem redaktionellen Text in der AZ.

Wann ist Sport gesund, wann ungesund – wann schade ich meinem Immunsystem?

Dr. Milan Dinic: „Während ein moderates Training die Abwehrkräfte stärkt, Stress abbaut und so das Auftreten von Infekten verhindern kann, machen hochintensive und langanhaltende Belastungen für einen gewissen Zeitraum anfälliger für Infekte aller Art. Wir Mediziner sprechen dabei vom „Open window“-Effekt, weil der Körper ein „offenes Fenster“ für Viren und Bakterien hat. Grundsätzlich gilt: Je intensiver der sportliche Einsatz, umso mehr wird die Immunabwehr gefordert. Das kann einige Stunden, aber auch mehrere Tage andauern. Viele Erkältungskrankheiten im Leistungssport fallen in diese Phase. Meist sind die Infektionen auf die oberen Atemwege beschränkt und äußern sich in Halsschmerzen, Husten und Schnupfen.

In Zeiten von Corona rate ich von hochintensiven Trainings ab, um kein unnötiges Risiko einzugehen. Stattdessen rate ich zu moderaten Walking-, Lauf- oder Rad-Einheiten, die das Endothel – die schützende Zellschicht an der Innenfläche der Blut- und Lymphgefäße – trainieren und so die Gefäße schützen. Jeder sollte wissen: Wer körperlich fit ist, hat eine bessere Ausgangssituation im Falle einer Covid-Erkrankung. Schon eine halbe Stunde schnelles Spazierengehen oder Walking, moderates Joggen oder Radfahren pro Tag sind ideal, um das Immunsystem zu verbessern.“

Darf jemand, der mit Covid-19 infiziert ist, aber keine Symptome zeigt, Sport machen?

Dr. Dinic: „Hat man erste Krankheitssymptome, sollte man auf Sport jeglicher Art verzichten. Betroffene sollten sich gründlich auskurieren, um keine Komplikationen davonzutragen.

Die Lunge steht im Fokus der Erkrankung. Die wenigsten Betroffenen sterben aber an einer Lungenentzündung. Viel problematischer ist die Mikrozirkulationsstörung: Covid-19 führt zu einer systemischen Entzündung der Gefäße – das schützende Endothel wird befallen. Dies erschwert den Gasaustausch der Lunge und das kompliziert die Lungenentzündung. Da das gesamte Endothel betroffen ist, ist auch das Herz besonders gefährdet. Durch die Entzündung der Mikrogefäße erhöht sich das Risiko für Herz-Rhythmusstörungen und eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis). Als Mediziner erlebe ich es immer wieder: Man kann eine Myokarditis haben ohne es zu merken. Betroffen sind vor allem Freizeit- und Leistungssportler, die zu schnell wieder ins Training einsteigen. Bei Anstrengung – etwa beim Sport – kann es dann zu Komplikationen kommen, von Herzschwäche (Herzinsuffizienz) bis zum plötzlichen Herztod.

Covid-19 führt zu Gerinnungsstörungen im Blut. Dadurch können unter anderem Gerinnsel mit Lungenembolie, Herzinfarkt, Hirninfarkt oder ein Niereninfarkt entstehen.

Besonders gefährdet sind Patienten mit einer Vorschädigung des Endothels, wie sie zum Beispiel bei Diabetes, Bluthochdruck oder einigen Herzerkrankungen auftritt – und zwar unabhängig vom Alter.“

Wie sieht es bei Menschen aus, die Symptome haben – ab wann dürfen die wieder mit dem Sport beginnen?

Dr. Dinic: „Aufgrund der ganz individuellen gesundheitlichen Ausgangssituation und des unterschiedlichen Verlaufs kann dies nicht verallgemeinert werden. Grundsätzlich ist höchste Vorsicht geboten, weil das Virus auch Organe wie Lunge, Herz, Niere und Leber nachhaltig schädigen und sogar zu einem Multiorganversagen führen kann. Erste Untersuchungen in einigen Ländern haben gezeigt, dass Ausdauersportler damit rechnen müssen, über längere Zeit in ihrer Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt zu sein. Insgesamt ist die Datenlage weltweit aber noch sehr gering als dass man sichere Aussagen zu Zusammenhängen und Langzeitfolgen treffen könnte. Wer nach einer Covid-19-Erkrankung wieder sportlich aktiv sein möchte, sollte sich in jedem Fall gründlich internistisch und kardiologisch untersuchen lassen. Dann muss individuell entschieden werden, was möglich ist und was nicht.“

Bei allen Fragen rund um Innere Medizin, Kardiologie, Sportmedizin und TCM sind wir gerne für Sie da – persönlich, telefonisch oder per Videosprechstunde. Terminvereinbarung via Tel. 089 / 299 375. Per E-Mail erreichen Sie uns via praxis@dr-dinic.de. Wir freuen uns auf Sie!

Herzliche Grüße

Ihr Team der Praxis Dr. Milan Dinic

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