Marathon nach Infekt: Wer nicht laufen sollte, was bei einem Marathon im Körper passiert und wie es zu einem plötzlichen Herztod im Sport kommen kann

Kurz nach einer Erkältung, der Wiesngrippe, einer Corona-Infektion oder einem Magen-Darm-Infekt einen Marathon laufen? Davon rät der Münchner Internist, Kardiologe und Sportmediziner Dr. Milan Dinic ab.

Über 26.000 Menschen starten am Sonntag beim Marathon München. „Ich wünsche allen, dass sie gesund ins Ziel kommen.“ Wer jedoch gerade krank war, sollte sich einen Start gut überlegen. Dr. Dinic. „Ein Marathon ist eine Extrembelastung, auch für das Herz. Durch einen zu frühen Wiedereinstieg in den Sport kann es zu Komplikationen kommen – zum Beispiel zu einer Herzmuskelentzündung. Das große Problem dabei: Man spürt sie meist nicht. Wer damit Sport treibt, riskiert lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall den plötzlichen Herztod.“

Dr. Dinic empfiehlt, sich gründlich auszukurieren. „Nach einem Infekt sollten Sie erst wieder mit Sport beginnen, wenn Sie vollständig symptomfrei sind und sich wieder ausreichend belastbar fühlen. Im Anschluss gilt: Starten Sie langsam und steigern Sie die Belastung nur schrittweise auf Ihr gewohntes Level.“ Ein internistisch-kardiologischer Sport-Check helfe, die Sporttauglichkeit besser einzuschätzen und wieder sicher in das Training einzusteigen.

Das passiert bei einem Marathon im Körper

Bei einem Marathon muss das Herz Höchstleistungen erbringen. Es schlägt häufiger und pumpt mehr Blut. Je nach Fitnessstand steigt der Puls. Die Körpertemperatur erhöht sich bis auf 39 Grad. Das Cortisol steigt ebenso – nach dem Zieleinlauf ist die Zahl der weißen Blutkörperchen bis auf das Vierfache angestiegen, wie bei einem Infekt. Mit dem steten Abbau der Kohlenhydratspeicher verbrennt der Körper Fett – das kostet Energie. Der Laktat-Wert steigt an und macht das Blut sauer. Die Muskeln können verkrampfen. Läufer verlieren bei einem Marathon rund vier Liter Flüssigkeit und bis zu drei Kilo Gewicht.

Zum Herzen: Etwa ab der Hälfte des Marathons wird das Herz maximal belastet. Ist es geschädigt, kann es dieser Extrembelastung nicht Stand halten und es kann zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen, Vorhofflimmern oder schlimmstenfalls zum Herzstillstand kommen.

Der plötzliche Herztod kann auch junge, scheinbar gesunde Sportler treffen

Der unerwartete Herzstillstand ist insgesamt ein sehr seltenes Ereignis. Laut Studien liegt die Häufigkeit zwischen 0,7 und 3,0 Todesfällen pro 100.000 Sporttreibenden im Jahr. Das haben US-Forscher in einer Studie errechnet, die im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde. Zwei von drei Betroffenen sterben an den Folgen.

Der plötzliche Herztod kann jeden treffen – auch junge, scheinbar gesunde Top-Athleten. Bei intensiver Belastung beschleunigt sich der Herzschlag deutlich. Während dies für ein gesundes Herz unproblematisch ist, kann der schnelle Herzschlag bei einem vorgeschädigten Organ lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auslösen und unbehandelt innerhalb weniger Sekunden zum Tod führen.

„Durch regelmäßige sportmedizinisch-kardiologische Gesundheitschecks und Sportpausen bei Krankheiten könnte der plötzliche Herztod in den meisten Fällen verhindert werden“, betont Dr. Dinic.

Ursachen für einen plötzlichen Herztod im Sport

  • Auslöser für einen plötzlichen Herztod bei Sportlern unter 35 Jahren sind meist angeborene, unerkannte Erkrankungen des Herzmuskels, der Herzklappen, der Hauptschlagader oder der Herzkranzgefäße sowie eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) nach einem Infekt.
  • Bei Sportlern ab etwa 35 Jahren ist die Verengung der Herzkranzgefäße, die sogenannte Koronare Herzkrankheit (KHK) der häufigste Grund.

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